POP
The Strypes
SNAPSHOT
M e rc u ry CD
(3 6 ’ )
Nach dem Hype um das Debüt
der irischen Teenager bleibt die
Frage, warum der Leadsänger die
Zuhörer eigentlich gar nicht davon
überzeugen will, dass er bei der
ganzen Retromania mit Herzblut
bei der Sache ist. „Going through
the motions“ nennt man dies Spiel
im Englischen, am auffälligsten bei
den in völlig überrissenen Tempi
musizierten Coverversionen der
Pub-Rock- (von Rockpile), Blues-
(„Rollin’ And Tumblin’“) und R & B-
Vorlagen (viel Bo Diddley). Das ei-
gene „She’s So Fine“ ist - absurd!
- gelungenere Hommage an großen
Chess-Blues als die seelenlose
Deutung von Diddleys „I Can Tell“.
F. Sch.
C D s
|
NEUES
E ig e n v e r tr ie b /m a ilo rd e r@ w o lfs c h u b e rt-k .c o m
CD ( 5 3 )____________________________________________
Wolf Schubert eifert dem Leadgi-
tarristen der Stones nicht allein
musikalisch nach, als „Frankfurts
späte Antwort auf Keith Richards“
kopierte er lange Jahre auch des-
sen ausschweifenden Lebensstil.
In diversen Bands kostete er das
Tourleben bis zum Absturz aus. Da-
von („Too Blind To See“), von den
Schattenseiten des Musikerberufs
(„On My Knees“) und von vertanen
Chancen („Darkeyed Angel“) singt
der Mann vom Main schonungslos
offen. Die Sacred Blues Band be-
gleitet die Bekenntnisse mit einer
authentischen Roots Music aus
Blues, Akustikfolk, Riff-Rock und
Alt-Country.
hake
AUS
DER MUSIKWELT
Chrysta Bell
THIS TRAIN
Q Q 5 b y J S M /R o u g h T ra d e CD
(6 2 ’ )
A u c h a ls LP e rh ä ltlic h
Besitzer von Hollywoodstudios
schufen weibliche Leinwand-Ido-
le, die sie eifersüchtig hüteten.
Das Geschöpf von David Lynch ist
Chrysta Bell, klanglich und textlich
von ihm als laszive Diva inszeniert
(etwa mit der Zeile „I die in you“ als
komplettem Songtext). Auch wenn
das als Song-Zyklus sehr feuch-
ter erotischer Träume bisweilen
beeindruckt, vermittelt Leonard
Cohens „Dance Me To The End Of
Love“ Ahnungen von Wollust und
erotischer Faszination subtiler
und nachdrücklicher als hier die
Sirene bei „Down By Babylon“
oder „Swing With Me“ vor vielen
Synthesizern.
F. Sch.
GEHEIMTIPP
fff
Dem irischen Quintett gelingt ein
höchst faszinierender Brücken-
schlag zwischen gälischer Folklore
und New Yorker Avantgarde-Expe-
riment. Selbst Peter Gabriel sieht
hier „gefühlvolle und leidenschaft-
liche Talente, die ihr eigenes Genre
geschaffen haben.“ Sänger larla Ö
Lionaird ist als Mitglied des Afro
Celt Sound Systems ja bereits für
weltmusikalische Kreuzungen be-
kannt. Zusammen mit Geiger Martin
Hayes und Pianist Thomas Bartlett,
bisher tätig unter anderen für The
National oder Antony And The
Johnsons, pflegt er eine gleichzeitig
traditionelle und dennoch kompro-
misslos moderne Folk-Spielart, tief
berührend und zeitlos.
pb
MUSIK ★
★
: MUSIK ★
★
★
★
★
KLANG ★
★
★
★
★
: KLANG ★ ★ V ★
★
MUSIK
★
MUSIK ★
★
★
★
KLANG ★
★
★
★
★
KLANG ★ ★ ★ ★ V
Beyoncé
BEY0NCÉ
C o lu m b ia /S o n y CD (6 7 ’ ) u n d D VD (7 8 ’ )
Wie es gelungen ist, die Veröffent-
lichung bis zum letzten Moment
geheim zu halten, bleibt ein Rätsel.
Unstrittig dürfte jedoch sein, dass
Beyonce mit dem Überraschungs-
coup das bislang ambitionierteste
Werk vorlegt. Ihr „visuelles Album“
(O-Ton) enthält neben 14 knalligen
Songs 17 inhaltlich verlinkte Film-
chen. Musikalisch experimentiert
die Amerikanerin
mithilfe von
Zulieferern wie Timbaland und
Ehemann Jay-Z kühn mit futuris-
tischen Synthesen aus R 'n' B,
Dubstep und Pop, in den geradezu
privaten Texten setzt sich die junge
Mutter freimütig mit dem Frausein
im Zeitalter des Postfeminismus
auseinander.
hake
MUSIK
KLANG ★
★
★
★
★
I
Richard Bargel
IT S CRAP
M e y e r R e co rd s CD
(5 0 ’ )
Das „Men in Blues“-Projekt mit
Ex-BAP-Gitarrist
Klaus „Major“
Heuser ist Geschichte. Die Ursa-
che dafür war Bargels schwerer
Hörsturz im Sommer 2012. Diesen
kaum richtig auskuriert, treibt es
den 63-jährigen Vollblutmusiker
im Herbst letzten Jahres schon
wieder ins Studio und auf die Büh-
ne. Mit seiner neuen Band Dead
Slow Stampede hat Bargel zwölf
neue Songs eingespielt, in denen
sich der Bluessänger, Gitarrist und
Songwriter vielseitiger, humorvoller
und entspannter denn je zeigt. So
erwarten den Hörer neben traditio-
nellem Acoustic-Blues auch Klänge,
bei denen man eher Musical oder
Westernparodie assoziiert.
M. La.
MUSIK ★
★
★
★
★
KLANG ★
★
★
★
★
______________
HAS ANY BODY SEEN OUR
FREEDOMS
L ig h t In T h e A ttic /C a r g o CD (a u ch a ls LP)
Das verschollene Soloalbum Peter
Walkers von 1970 liegt hier erst-
mals vor. Neben einem Traditional
spielte die von nachgeborenen
Virtuosen wie James Blackshaw
verehrte Kultfigur des Raga-Folk
(Student von Ravi Shankar und Ali
Akbar Khan) sechs Kompositionen
des Genres ein, in das Jorma Kauko-
nen (mit „Embroynic Journey“) und
Jimmy Page (mit „Black Mountain
Side“) mal kurze Abstecher wag-
ten. Ein stupender „Techniker“ auf
der Gibson Hummingbird, knüpft
er an alte schottische und irische
Folk-Traditionen an. Das Booklet
bietet extensive Liner Notes zum
besseren Verständnis.
F. Sch.
MUSIK
★
★
★
★
V
KLANG
134 STEREO 3/2014
★ ★ ★ ★ ★ hervorragend I ★ ★ ★ ★ sehr gut I ★ ★ ★ solide I ★ ★ problem atisch I ★ schlecht